MELANIE CASALUCI
Protrait: Roland Kyburz hat den Cremeschnittenschneider erfunden und damit
an der Erfindermesse in Genf die Silbermedaille geholt.
Tausende von Cremeschnitten-Fans werden jubeln. Mit klebrigen Händen
und herausgedrückter Creme beim Essen von Cremeschnitten ist
jetzt Schluss. Der Tüftler Roland Kyburz aus Erlinsbach hat
sich das "Gabel-Messer" ausgedacht.
Ein fester Händedruck, ein warmherziger Empfang und kurz danach:
"Hier ist er!" Roland Kyburz' Augen strahlen und er zeigt
auf ein kleines Schaufenster im Wohnzimmer, worin sich ein elegantes
Besteck befindet, das ihn zum Erfinder gemacht hat: der Cremeschnitten-Schneider.
Roland Kyburz ist 62-jährig und gelernter Werkzeugmacher. Seit
dreissig Jahren lebt er in Erlinsbach in einem gemütlichen
Einfamilienhaus an ruhiger Lage. Das Haus ist hell und geschmackvoll
eingerichtet, an den Wänden hängen zahlreiche Familienfotos.
Seit 33 Jahren ist Kyburz mit einer Lehrerin verheiratet und stolzer
Familienvater. IN DEN SKIFERIEN EINGEFALLEN Die Idee für den Cremeschnitten-Schneider befiel Roland Kyburz,
als er eines Tages mit Bekannten beisammen sass und ein Kollege
davon erzählte, dass er jeden Tag seit vielen Jahren jemanden
beobachte, wie dieser seine Cremeschnitte mit der Gabel voller Wucht
zerhacke. Als Kyburz einige Zeit später in den Skiferien war
und wegen des schlechten Wetters alleine im Haus sass, begann er
seine Idee aufzuzeichnen. Es musste ein Besteck her, das Cremeschnitten
so schneiden würde, dass kein Schlachtfeld aus Creme, Blätterteig
und Zuckerguss zurückbleibt.
So entstand sein allererstes Modell, das der Aargauer patentiert
und seinen Kollegen vorgestellt hat. Einige Zeit später habe
er einen Anruf von der Erfinder-Messe in Genf erhalten, in dem er
aufgefordert wurde, seine Erfindung auszustellen. "Ich lachte
und sagte: So etwas stellt man doch nicht aus." Am Anfang war
der ruhige und freundliche Kyburz nicht ganz überzeugt, doch
dann hat er seinen Kollegen gesagt: "Ich gehe jetzt einfach,
erlebe etwas, das nicht jeder erlebt, und im schlimmsten Fall gehen
alle Leute an mir vorbei. Dann werde ich meine Sachen packen und
wieder nach Hause gehen."
EINFACHE HANDHABUNG Doch seine Erfindung erwies sich als wahrhaftiger Erfolg - die Leute
waren begeistert, sogar das Schweizer Fernsehen wollte sein Prachtstück
filmen und als Höhepunkt wurde Roland Kyburz mit der Silbermedaille
belohnt. "Nun können Sie selber probieren", sagt
Kyburz und stellt mir eine Cremeschnitte und seinen Cremeschnitten-Schneider
auf den Tisch. Die Handhabung ist einfach, der Teller bleibt sauber;
endlich kann ich eine Cremeschnitte elegant essen.
EINE TÜFTLERNATUR Zu Kyburz' Hobbys gehört es, Einzelstücke herzustellen.
"Ich mache gerne Sachen, die es nicht überall gibt."
Er habe schon einiges selber hergestellt, zum Beispiel eine moderne,
verstellbare Wohnzimmerlampe, die zweiseitig aufleuchtet. Darin
zeigt sich seine Tüftlernatur: "Sachen, die ich im Kopf
habe, müssen irgendeinmal gemacht werden", erklärt
er seine Motivation.
MELANIE CASALUCI studiert Medien- und Kommunikationswissenschaft
an der Uni Freiburg. Diesen Artikel hat sie in einem Workshop bei
der AZ geschrieben.
IN
VERHANDLUNG MIT PRODUZENTEN Der Cremeschnitten-Schneider ist eine Mischung aus Halter und Messer,
der die Cremeschnitte festhält und gleichmässig in Stücke
schneidet. Mit der Gabel am Besteck können die Stücke
auf saubere Weise gegessen werden. Momentan verhandelt Ronald Kyburz
noch mit Produzenten, deshalb wird der Cremeschnitten-Schneider
später als geplant auf den Markt kommen. (mc)